Medienberichte

Freitag, 08 Juli 2016 16:00

30-jähriges Jubiläum des Kompetenzzentrums für Koloproktologie

Die Proktologie galt lange als das Stiefkind der Medizin, was unter anderem daran lag, dass sich niemand ausschließlich diesem medizinischen Teilgebiet widmen wollte, sich aber jeder als Proktologe bezeichnen konnte. Erst 2006 wurde die geschützte Berufsbezeichnung des Proktologen eingeführt, sodass nun spezielle Qualifikationen erworben werden müssen, um diesen Titel zu tragen. Jurij Masej, leitender Oberarzt der Proktologie in der HELIOS Klinik Lengerich, hat mit seiner hochqualifizierten Arbeit in der Klinik und seinem Engagement dafür gesorgt, dass die Proktologie mittlerweile überregional die Anerkennung und Aufmerksamkeit erfährt, die sie verdient.

 

Seit 1985 führt Jurij Masej selbstständig und weisungsunabhängig die koloproktologische Sprechstunde. Das Kompetenzzentrum für Koloproktologie ist fester Bestandteil der Allgemeinen Chirurgie unter Leitung von Chefarzt Dr. Matthias Wankmüller und aus der Abteilung mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Dr. Wankmüller wird die gesamte Krankheitsbildpalette der End- und Dickdarmerkrankungen abgedeckt. Neben den etablierten Behandlungen von Hämorrhoiden, Analfissuren, Fisteln und dergleichen, legt Herr Masej dabei ein besonderes Augenmerk auf Patienten, die unter einer chronischen Verstopfung im Enddarmbereich leiden, sowie auf Patienten mit Inkontinenzproblemen. Aber auch die Koloskopie (Darmspiegelung) nimmt einen großen Stellenwert in seinem Behandlungsspektrum ein. Aufgrund dieser und weiterer herausragender Qualifikationen wurde Herr Masejs Bereich zu Beginn des Jahres 2016 zum wiederholten Male zum Kompetenzzentrum für Koloproktologie ernannt. Im persönlichen Gespräch erzählt uns Jurij Masej von seinen Behandlungsschwerpunkten und der Notwendigkeit der Vorsorgeuntersuchungen. top fit + gesund: Herr Masej, Probleme mit dem Verdauungstrakt kennt wahrscheinlich jeder, deshalb geht man nicht direkt zum Proktologen. Wer sind Ihre Patienten? J. Masej: Wenn es um Verstopfungen oder das genaue Gegenteil, also Inkontinenzprobleme geht, dann suchen überwiegend Frauen über 50 Jahre meinen Rat. Diese haben meist mehrere Geburten hinter sich, wodurch der Beckenboden geschwächt ist, und teilweise wurde die Gebärmutter entfernt. Daraus können sich Probleme beim Entleerungsvorgang ergeben, die üblicherweise auf eine Aussackung des Enddarms oder eine Einstülpung der Darmwand zurückzuführen sind. Dies lässt sich mittels einer Video-Defäkographie, einer funktionellen Röntgenuntersuchung der Darmentleerung, feststellen.

Das Team um Jurij Masej

In beiden Fällen lässt sich durch die sogenannte STARR-Operation schonend überschüssige Wand des Rektums entnehmen, die Kapazität des Mastdarmes wird also verkleinert, sodass die Probleme während des Entleerungsvorgangs behoben werden. top fit + gesund: Werden auch Inkontinenzprobleme operativ behandelt? J. Masej: Ja, auch Inkontinenzprobleme lassen sich chirurgisch behandeln, aber es gibt ebenso vielfältige konservative Behandlungsmethoden, auf die wir zurückgreifen, wie beispielsweise die Elektrisierung des Schließmuskels, isometrische Kneifübungen sowie das sogenannte Biofeedback-Training. Die Mitarbeit des Patienten ist dabei von großer Bedeutung. Darüber hinaus ist aber auch die Schließmuskelwiederherstellung möglich. top fit + gesund: Sie sagten, die beiden genannten Problematiken beträfen überwiegend Frauen. Leiden Männer denn nicht an Verstopfungen oder Inkontinenz? J. Masej: Natürlich können auch Männer betroffen sein, nur spielen in diesem Fall ganz andere Ursachen eine Rolle. Insbesondere Verstopfungen sind meist auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen, sodass sich zur Behandlung diätische Empfehlungen eignen. Der Verzicht auf Kohlenhydrate und Zucker bekommt nicht nur unserer schmalen Linie gut, sondern auch dem gesamten Verdauungstrakt. Um andere Ursachen aber vollständig ausschließen zu können, empfiehlt sich stets eine Darmspiegelung. top fit + gesund: Stichwort Darmspiegelung – davor graut es vielen. Wieso sollte man sie in regelmäßigen Abständen trotzdem durchführen lassen? J. Masej: Die Darmspiegelung dient im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs bzw. seiner Vorstufen, der Darmpolypen. Diese zunächst gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut können sich im Laufe der Jahre zu bösartigem Darmkrebs entwickeln. Werden die Polypen allerdings rechtzeitig während einer Darmspiegelung entdeckt, können sie sogar ohne chirurgischen Eingriff endoskopisch entfernt werden. Aus diesem Grund sollten Personen, die beispielsweise erblich vorbelastet sind, mit einer solchen Untersuchung nicht bis zum offiziellen Anspruch auf Darmkrebs-Früherkennung mit 55 Jahren warten. Frühzeitig erkannter Darmkrebs kann geheilt werden. top fit + gesund: Was raten Sie Ihren Patienten: Wie können sie die Gesundheit des Darms fördern? J. Masej: Die gesunde Ernährung spielt natürlich eine große Rolle und, wie soeben erwähnt, sollte die regelmäßige Vorsorge nicht vernachlässigt werden. Zur Vorbeugung von Unbehaglichkeiten und Juckreiz im Bereich des Afters empfehle ich dringend den Verzicht auf Toilettenpapiere, Feuchttücher, Waschlappen und dergleichen. Stattdessen sollte die Analregion mit klarem Wasser ausgeduscht bzw. ausgebraust werden. Diverse Cremes, Salben und Zäpfchen können Beschwerden zwar lindern, aber nicht heilen.